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Dieser Kurs vermittelt einen systematischen Überblick über zentrale Aspekte von Luthers Denken und deren Bedeutung für kirchliches Handeln heute. Ausgehend von Luthers normativem Anspruch für die evangelische Kirche werden theologische Grundbegriffe wie Rechtfertigung, Schriftprinzip und das Verhältnis von Freiheit und Verantwortung erschlossen. Besonderes Augenmerk liegt auf Luthers existenziell geprägtem Verständnis von Theologie als Lebens- und Glaubenspraxis, wie es sich in seinen Konzepten von oratio, meditatio, tentatio und in der spirituellen Deutung von Taufe und Abendmahl zeigt. Die Einheiten verdeutlichen, wie Luthers Theologie auf individuelle Glaubensgewissheit zielt, ohne den Gemeindebezug aus dem Blick zu verlieren, und fragen nach der Tragfähigkeit dieser Perspektiven in einer zunehmend säkularen Gesellschaft. Die Lehrveranstaltung kombiniert theologiegeschichtliche Analyse mit praktisch-theologischer Reflexion und schärft das Bewusstsein für Luthers bleibenden Einfluss auf protestantische Spiritualität und kirchliche Praxis. Dabei werden auch aktuelle Herausforderungen thematisiert – etwa die Relevanz der reformatorischen „Soli“, die Weitergabe des Glaubens in pluralen Kontexten oder die Notwendigkeit gemeinschaftlicher Glaubensräume. Der Kurs richtet sich an Studierende der Theologie, Religionspädagogik und verwandter Fächer, die sich mit Luthers Denken nicht nur historisch, sondern auch im Blick auf Gegenwart und Zukunft des Protestantismus auseinandersetzen möchten.